Montag, 12. Mai 2003
Blogs - oder: Wenn Print sein Gegenüber findet
betablogger
21:07h
Charakteristischerweise greift die Zeitschrift "Malmoe" Weblogs auf und vor allem: an - hier hat ein Printprodukt an manchen Stellen offenkundig sein elektronisches Gegenüber gefunden. Print musste als wieder einmal zu einem entscheidenen Schlag ausholen. Öffentlichkeit schafft, wer zu und via Papier spricht. Ein paar Autoren von Malmoe haben Weblogs entdeckt. Es geht immerhin darum, einem "Hype" auf die Schliche zu kommen. "Neo-Biedermaier, Seelenstriptease, Mädchenkram". Man kann den zu Papier gebrachten Äußerung ja eine gewisse Treffsicherheit nicht absprechen - aber lese ich in dem gut gelayouteten Blatt ins Detail, dann sehe ich eigentlich wenige Unterschiede, zu dem, was etwa auf antville geboten wird. Der Mix an herbeizitierten Autoren ist bei Malmoe wohlklingender, dafür sind aber die Keksrezepte auf antville weniger verklausuliert. Wenn mich der "öde Alltag" anderer Menschen nicht interessiert, dann lese ich ihn nicht, ob auf Weblogs oder sonst wo. Where is the problem? Interessanterweise fällt den Autoren kein Blog von Relevanz ein, wo man die Bildung von Öffentlichkeit oder Aufmerksamkeitsökonomie studieren hätte können: Ich erinnere mich an öffentlich höchst wirksame Debatten in Weblogs, rund um den Rücktritt von Trend Lott etwa, den Irak-Krieg, etc. Vielleicht wäre es nutzbringender gewesen nach jenen Relais zu suchen, aus denen Blogs herausgewachsen sind und an die sie heute noch andocken. Ein Studium des 18. Jahrhunderts z.B. kann manchmal Not tun, wenn man sich an Techniken des Schreibens an der Bruchlinie zwischen "Öffentlich" und "Privat" abarbeitet. Doch um solche Lektionen soll es ja nicht gehen. Kenntnislos werden zwar klingende Namen eingeführt - am Ende kritisiert man aber das, was Malmoe-Autoren de facto selber auf die Spitze treiben: "die arbeitsintensive Freizeit" - d.h., Verzeihung, ein Malmoe-Autor hat keine Freizeit, denn er/sie denkt ständig, was ihn/sie ja dann doch von den bloggern unterscheidet. Ich lese also weiter: >>Tausende Klicks später, Kants moralischer Impetus - der Zeigefinger erhoben - vor Augen, bleibt die Frage aufrecht: Was ist öffentlich und damit von allgemeiner Relevanz im Gegensatz zu Privatem? Kant geht zwar weiter und spricht vom Privatgebrauch der Vernunft, aber das gilt es geflissentlich zu übergehen, entbehrt diese Art der Differenzierung doch nicht einer gewissen Ironie, zumindest in einem ökonomischen Moment, in dem nicht mal mehr die altbewährte Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit eindeutig ausgemacht werden kann, geschweige denn, jene der Vernunft.<< Solche Blüten enthält uns Malmoe im Web leider vor. Wie übrigens auch Foren. Offenkundig sollen sich die Spießer aus den Blogs nicht in die diskursive Hochburg mogeln. Es könnte am Ende ja ein Unterscheidungsproblem geben.
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