Donnerstag, 7. November 2002
"Servas Wolfi", "Grüß dich Herbert"

F.A.Z., 7. Nov. 2002

"Camouflage muss schon sein, der Österreicher liebt die Deutlichkeit und 'Klarheit' nicht, obwohl gerade jene Klarheit das mit Abstand am häufigsten gebrauchte Wort in den ersten drei Fernseh-Konfrontationen (der Nationalrats-Spitzenkandidaten) war. Des neuen, alten FPÖ-Spitzenkandidaten Herbert Haupt geheimes Ziel scheint das Buch der Rekorde zu sein: Bis zu zwanzig Mal pro Sendung bringt er die Wendung 'ich sage es mit aller Klarheit' unter."

"Elmar Oberhauser (...) , wechselweise als 'Mister Grobian' und 'Politikerschreck' tituliert, hat sich einen Namen damit gemacht, dass bei ihm Ausweichen und Mogeln streng geahndet wird. Zu seinen berühmtesten Wendungen gehört ein gnadenlos-nachbohrendes 'Das war nicht meine Frage'. Jedoch, man muss es bedauernd sagen, bisher blieb Oberhauser hinter seinen Möglichkeiten zurück. Wenn so ein Politiker (und besonders Haupt ist in treuer Gefolgschaft Haiders und Riess-Passers darin unschlagbar) erst einmal stur seinen endlosen Gesprächsfaden spinnt, ist er inzwischen nicht einmal mehr von einem Oberhauser zu unterbrechen."

"Die Erosion der guten Absicht war nach der dritten Konfrontation (Schüssel/Haupt) am deutlichsten zu bemerken: Über weite Strecken stritten der amtierende Bundeskanzler Schüssel und sein Noch-Koalitionspartner Haupt, wer von beiden die Regierung hatte platzen lassen und ob Haiders Reisen in den Irak 'ein schlimmes Signal' oder vielmehr ein 'Mosaikstein zum Frieden' seien. An dieser Stelle glomm übrigens in Elmar Oberhauser ein kleiner Funke seiner früheren Angriffslust auf, als er murmelte: 'Und Haider kriegt den Friedensnobelpreis'".

"Auch wenn man es ja besser wissen müsste, ist er immer wieder erstaunlich, der Unterschied zwischen Natur und Fernsehen: Wie sich Haupt und Schüssel da mit 'Servas, Wolfi' und 'Grüß dich, Herbert' begrüßen, wie sie herumalbern und lachen, sich die Stapel ihrer Spickzettel zeigen, aber dann, wenn die roten Lichter auf den Kameras leuchten, ungerührt und professionell zum 'Sie' und zum Angriff übergehen. Es ist alles sehr gemütlich und sehr österreichisch... Wie anderswo gewinnen diese seltsamen Duelle immer mehr Einfluss auf die Wähler, doch scheinen das die Spitzenkandidaten mit einer Ausnahme noch nicht begriffen zu haben. Bislang ist Wolfgang Schüssel der Einzige, der ein verständliches, grammatikalisch richtiges Österreichisch mit einem gewissen Temperament zu verbinden weiß.

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