Sonntag, 16. März 2003
Haupt-Satz-Reihen

G. Hoffmann-Ostenhof im heutigen "profil" zum Hauptauftritt:

"Das Dementi des Büros von Haupt, er habe da 'keinen Bezug zu Nazi-Deutschland' hergestellt, ist nicht sehr glaubhaft. Man müsse 'Obacht geben', dass nich 'wie in den dreißiger Jahren eine verbliebene Weltmacht die Staatengemeinschaft so aushebelt', dasss keine 'friedlichen Mechanismen' mehr wirksam werden können - diese Aussage ist, eingebettet in viel wirrem Zeug, denn doch eindeutig. Welche 'Weltmacht' hat in den 30er Jahren wesentlich dazu beigetragen, den Völkerbund zu zerstören? Nazi-Deutschland. Man muss der Exegese des Haupttextes im 'Standard' durch Hans Rauscher Recht geben: 'Er hat es schon so gemeint.' Bush ist gleich Hitler. Eine ähnliche Aussage kostete in Deutschland einer Ministerin den Posten." (profil, 12/2003, S. 104)

Die Hintergründe:
- Herbert Haupt, Bush & Hitler
- Herbert Haupt Historiker

... Link


Mein Morgen mit Micheal Jeanné

Das muss sein. Denn es gibt ja manchmal doch noch Perlen im österreichischen Papiersalat (die "Presse", das einzige einheimische Unterhaltungsorgan zum Wochenausklang war ja an diesem Wochenende kotzlangweilig. Wenn Andreas Unterberger Aussenpolitiker wird, dann droht Schlimmes - alle sind blöd, der Bush, die UNO. Da wird für einen Anneliese Rohrer - mittlerweile auch bekannt aus der ZiB 3 als das "Ungarische Billiggebiss" - fast zu einem feuchten Traum).

Ich schweife ab, denn der Samstag ist vorbei. Man liest am Sonntagvormittag mit noch reichlich umnachteter Birne (i.e.: man fühlt sich wie Herbert Haupt beim Sprechen - man will was Sinnvolles sagen, doch die Worte passen maximal entfernt phonetisch zusamen) dieses Interview mit Michael Jeanné im "profil" und findet für eine Stunde, dass es eigentlich nichts Großartigeres mehr geben wird an diesem grauen Tag.

Hier also: The [very?] Best of. Denn die Lektüre des "profils" gehört mittlerweileja auch zu den eher vernachlässigbaren Beschäftigungen im österreichischen Nachrichtenalltag (Wissenschaftsseite "profil": Rauchen macht impotent - geh bitte!).

>>
Es wäre ein Schwachsinn zu behaupten, dass es einen objektiven Journalismus gibt. Dann wird’s auch bitte schön fad. Aber was meine „Adabei“-Tätigkeit betrifft, war mir immer scheißegal, welchem Lager ein Politiker zugehörig ist. Hauptsache, er ist authentisch und lasst ein paar gute Sager ab.

[...]

Um den Alfred Hrdlicka, den ich sehr verehre, musste ich beim Dichand kämpfen. Ich konnte mich aber dann doch meistens durchsetzen.

Hrdlickas Bekenntnis zum Kommunismus störte Sie nicht?

Gerade deshalb verehre ich diesen großen Künstler. Weil er immer authentisch geblieben ist. Der Mann ist 75. Soll er jetzt zugeben, dass er sein ganzes Leben einem Phantom nachgejagt ist? Dass der Stalin ein Massenmörder war? Das ist ihm wurscht, da steht er dazu. Jeder, der authentisch ist, ist gut. Ob links oder rechts: völlig powidl. Ich mag auch den André Heller, bekanntlich nicht eben im rechten Lager beheimatet, weil er so ein genialer Bluffer und wunderbarer Formulierer ist.

[...]

Stilprägend und nicht immer zur reinen Freude der Betroffenen wirkten Ihre Spitznamenkreationen wie Tommy „Unlucky“ Klestil, Georg „Kung-Fu“ Springer oder Rudolf „Pinsch“ Scholten.

Auf Intervention von ganz oben musste ich mir den „Pinsch“ Scholten leider abgewöhnen. Der Hinweis auf einen Fünfer im Zeugnis überstieg offensichtlich den Humor des Herrn Scholten. Dann kam der ultralinke Unterrichtsminister halt nicht mehr vor. Der Springer hat sich seinen „Kung-Fu“ durch eine Schlägerei mit dem Karlheinz Hackl in der „Eden“ erarbeitet. Er flehte mich an, ihn von dem Nickname zu befreien. „Wennst mir die drei Tenöre mit dem Udo Jürgens im Bild aufstellst“, hab ich ihm gesagt, „hör ich auf damit.“ Kein Journalist hatte nämlich nach dem Stadionkonzert im VIP-Zelt Zugang. Das hat er dann auch gemacht, allerdings brüllte er in der Hektik: „Wo ist der Flamingo?“ anstelle von Domingo. Fortan hieß er bei mir Georg „Flamingo“ Springer.

Überkamen Sie bei Ihrer letzten „Adabei“-Mission beim heurigen Opernball irgendwelche sentimentalen Gefühle?

Paahhh!

Auch nicht, als Ioan Holender Sie so liebevoll umarmte?

Nein, wirklich nicht. Ich habe mich nie so sehr überschätzt, dass ich mir einbildete, wichtig zu sein oder auch nur dazuzugehören. Das bedarf natürlich einer gewissen Reife und Charakterstärke. Meine so genannte Bedeutung in dieser Gesellschaft, die sich selbst ja so wahnsinnig wichtig nimmt, hatte ich ausschließlich meiner Zeitung zu verdanken. Es ist eben ein Unterschied, ob du der „Krone“-Adabei bist oder für den „Standard“ schreibst.

Wie würden Sie [Andreas] Mölzer politisch beschreiben?

Rechts von Dschingis Khan, aber kein Nazi.

In Ihren letzten „Adabei“-Kolumnen erweckten Sie den Eindruck einer leichten Homophobie, als Sie den Tierschutzaktivisten und Pamela-Anderson-Begleiter Dan Mathews als „schwulen Karnickelwerfer“ bezeichneten.

Überhaupt nicht. Als degradierend empfinde ich Begriffe wie „Bochener“ oder „Schwuchtl“, aber das Adjektiv „schwul“ wird doch von den Homosexuellen selbst in den letzten Jahren immer verwendet. In diesem Zusammenhang hatte das Schwulsein des Herrn eine Relevanz für die Geschichte, da „Mausi“ Lugner Angst hatte, dass der Mann nicht mit ihr das Tanzbein schwingen würde. Ansonsten halte ich es mit der Thematisierung von sexuellen Neigungen wie mein erster Chefredakteur beim „Express“, Kurt Frischler selig, der aus gegebenem Anlass einmal sagte: „Burschn, z’ Haus könnts die Hund pudern, aber in der Redaktion wird nicht gepokert.“

Werden Sie Richard „Mörtel“ Lugner vermissen?

Pfaahh. Aber der ist in all seiner Fünfhausität ein Pfundskerl mit Handschlagqualität. Mir ist ein so originaler Mensch allemal lieber als jemand, der so tut, als ob er jemand ist. Natürlich: Eine Frau Gürtler kann als Opernball-Mutter nicht begeistert sein, wenn der Lugner aus seiner Loge der Weltpresse
zuplärrt: „Lassts es auße, die Pamela muss pisseln.“

[...]

Welche Protagonisten aus dem „Bussi, Bussi“-Tross werden Ihnen gerne fehlen?

Der Marchfelderhof, wo ich glücklicherweise nur einmal war. Obwohl der dazugehörige Wirt, der Bocek, quasi der Lugner unter den Gastronomen, auch wieder erfrischend einmalig ist. Froh bin ich, dass ich Reinpresser und Zuweschmuddler wie Verena Rotterdam, Lamoral von Thurn und Taxis, diese Pseudomimen vom Kaliber eines Karl Pfeiffer oder eines Freddy Schwardtmann nicht mehr sehen muss. Und dass mir mein zukünftiges Leben diesen unsäglichen Ö3-Hary-Raithofer als Missenmoderator erspart.

Wird es den ehemaligen Kriegsreporter Jeannée in den Irak-Krieg ziehen?

Nur im Team mit einem Fotografen. Allein tu ich mir das nicht mehr an. Ich bin 60. Wenn ich dort ein Problem mit dem Kreuz krieg, möcht ich jemanden dabeihaben.
<<

... Link


 
Online for 8138 days
Last update: 16.10.10, 11:54
status
Youre not logged in ... Login
menu
... home
... topics
... Home
... Tags


... antville home


März 2003
So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.
1
2345678
9101112131415
16171819202122
23242526272829
3031
FebruarApril

recent
"Twittern war gestern" "Nehmen Sie
Twitter. 2009 gab es hier nicht eine große Fernsehanstalt, die...
by betablogger (22.03.10, 15:05)
Refrigerate your fire When it
feels like you’ve been cancelled Like someone took your breath...
by betablogger (14.03.10, 10:52)
Herr Döpfner und der Zauberberg
Großartig: Die Verkäufer des Tafelsilbers sind die "Gewinner" (in) der...
by betablogger (11.03.10, 10:04)
Online-Video Naked facts about it.
Still, media will keep its eyes wide shut...
by betablogger (10.03.10, 16:11)
"The Internet is our friend
not our enemy."
by betablogger (24.02.10, 17:51)

RSS Feed

Made with Antville
powered by
Helma Object Publisher