Freitag, 28. März 2003
Der Tag der Leber

Am Freitag war es so weit. Österreich bekam eine neue Form des Politexhibitionsimus zu Gesicht. Zerstreue Rücktrittsgerüchte mit der Veröffentlichung deiner Befunde!, lautete das Motto.

Was war geschehen? Der "trend" behauptete, Herbert Haupt, würde sich alsbald aus der Politik verabschieden und zurücktreten. Grund: seine Hepatitis-C-Erkrankung. Das Gerücht, Haupt würde nächstes Jahr länger mit seinem Hund in Spital an der Drau spazieren gehen, wurde freilich von Haupt selbst durch kryptische Sager genährt.

Um die Gerüchte zu beenden, gibt es nun die Flucht nach vorne: Haupt zeigt allen, wie gut es seiner Leber geht. Und das gleich via pdf-File auf der Seite des Gesunheitsministeriums.

Ich wage kaum zu denken, was passiert, wenn dieses Beispiel Schule macht - und auch Haupt jetzt seinen Kritikern immer so kontert. Legt er uns demnächst den Befund eines Logopäden vor? "Herbert Haupt konnte zehn Mal hintereinander fehlerfrei sagen: 'Ich tu schön sprechen'."

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History repeated

Heinrich Wefing bereits gestern in der F.A.Z. über den Irak nach dem Krieg und die Politillusionen zum Nahen Osten.

>>Im Dickicht der Argumentsstränge für den [Irak-]Krieg - Saddams Streben nach Massenvernichtungswaffen, seine angeblichen Kontakte zu Al Qaida, die brutale Unterdrückung seiner Landsleute - hat sich kurz vor Ausbruch der Kämpfe eine Idee in den Vordergrund geschoben, die von neokonservativen Intellektuellen seit Jahren verfolgt wird und auch für den Wiederaufbau des Iraks eminente Bedeutung hat. Schon 1996 beschrieb Richard Perle, [bis ;-] heute Chefberater des Pentagons, in einem Vermerk für den damaligen israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu den Sturz Saddams als Voraussetzung für den Frieden im Nahen Osten. Seither hat sich der Gedanke des Regimewechsels im Irak als Auftakt einer grundlegenden Neuordnung Arabiens in vielen Köpfen festgesetzt.

In der vorletzten Ausgabe der Zeitschrift "Foreign Affairs" zum Beispiel hat der an der John-Hopkins-Universität in Washington lehrende Fouad Ajami die Regierung Bush gedrängt, "ein Reformprojekt zu verfolgen, das die arabische Welt zu modernisieren und transformieren sucht. Der Irak wäre dabei der Ausgangspunkt, und dahinter liegt eine arabische politische Tradition, deren Agonie grausam offenkundig ist."

In groben Zügen soll sich die Runderneuerung des Mittleren Ostens folgendermaßen abspielen: Die Niederlage Saddams und die Befreiung der irakischen Schiiten ermutigt deren Glaubensbrüder in Iran, sich gegen die Mullahs in Teheran zu erheben. Nach deren Vertreibung wollen die Amerikaner Iran überreden, auf sein Atomprogramm zu verzichten und jede Hilfe für Terroristen zu streichen. Auch den westlichen Nachbarn des Iraks, Syrien, so die Hoffnung, wird die Demokratisierung Bagdads erschüttern. Sollte die dortige Baath-Partei wider Erwarten nicht stürzen, so wäre sie doch künftig von prowestlichen Staaten - der Türkei, Israel, Jordanien und dem befreiten Irak - eingekreist und könnte zu Zugeständnissen im Kampf gegen den Terror gedrängt werden. Würde Syrien kooperieren, so müßte auch dessen Protektorat, der Libanon, auf die amerikanische Linie einschwenken, so daß die Hizbullah, die vom Libanon aus gegen Israel operierende Terrorgruppe, plötzlich ohne Rückhalt dastünde, was wiederum die palästinensische Autonomiebehörde dazu bewegen soll, endlich der Gewalt abzuschwören und sich mit Israel zu verständigen. Um das Glück komplett zu machen, müßte auch Saudi-Arabien, von dessen Ölreserven Amerika fürderhin unabhängiger wäre, Reformen erwägen, jedenfalls die Finanzierung von Hamas und Al Qaida einstellen. Der Weg zum Frieden im Nahen und Mittleren Osten, so die Idee, führt über Bagdad.

Die Vision ist so grandios wie umstritten - innerhalb und außerhalb der Regierung Bush. Man muß kein Pessimist sein, um die Risiken zu fürchten: die Gefahr einer ethnischen und religiösen Zersplitterung des Iraks, die Möglichkeit fundamentalistischer Gegenschläge oder einer Explosion des Hasses in den arabischen Hauptstädten. Auch in Washington gibt es prominente Zweifler. Gerade hat die "Los Angeles Times" ein vertrauliches Memorandum des Außenministeriums veröffentlicht, in dem die Dominotheorie der Demokratisierung scharf kritisiert wird. Der Sturz Saddams werde die arabische Welt nicht sicherer machen, sondern nur die populäre Abneigung gegen Amerika verstärken.<<

Was früher Ägypten, ist den USA jetzt der Irak. Slauti, I need your Perlmutter-Quotes. Vor allem Antony Eden würde dieses historische Teiltableau wohl am besten abrunden.

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