Samstag, 1. Dezember 2007
Rihanna, Belgrad und wir

Youtube wirft unter dem Stichwort „Rihanna“ und „umbrella“ am häufigsten diesen Handy-Mitschnitt vom Auftritt der Dame aus Barbados Ende November in Belgrad aus. Nun schau ich mir das Video zum zehnten Mal an (was man sicher für einen Defekt in der Birne halten mag) und frage mich, welches Konzert zumindest in Italien (denn Ö und D scheiden da sowieso von vornherein aus) dieses Zuschauer-Feedback haben könnte (gestern ertappe ich mich bei der Erstansicht bei dem Gedanken: Hätten sie Anfang der 90er Rihanna und nicht Slobo gehabt, es wäre vielen vielleicht einiges erspart geblieben). Mir fällt kein derart junges und leidenschaftliches Konzertpublikum ein (mag sein, ich steh nicht so auf Vasco-Rossi-Messen, und habe deshalb einen eingeschränkten Blick).

Jedenfalls stehen sie mir jetzt bei der x-ten Ansicht des Clips auch vor Augen, die verschlafenen heimischen Medienmacher, von denen einige zwar am Balkan gute Geschäfte machen, aber nicht merken, dass das Studienobjekt für das Konsumverhalten der kommenden zehn Jahre (wozu ja gerade auch die Nutzung von Medien gehört) direkt vor ihren Augen liegt: in Gestalt der jungen Serben, die jungen Russen, der jungen Türken u.v.a.. Diese Generation will ihren Hedonismus jetzt leben – und die Forderung all dessen, was sie an Medien wollen, liegt, gerade wenn man solche Clips sieht, klar auf der Hand: keine alte tröge Kacke mehr.

Der ORF mag ja zum Beispiel glauben, dass er Entwicklungen wie HDTV aussitzen kann (obwohl der Gerätekauf, würden die Herren vom Berg in der Wirklichkeit des Tales leben, bei den Saturns, Mediamärkten und Hofers eine andere Geschichte erzählt).

Ein russischer Oligarch muss den Wienern den ersten Fisch-Supermarkt bringen, weil er sich denkt: Was ist mit denen los, wollen die keinen super Fisch essen in großer Auswahl – so wie wir das jetzt machen in Moskau oder St. Petersburg....?

Irgendwann werden die Russen lachend bei uns skifahren, und ein Serbe wird sie vom iPhohne anrufen und sagen: Also wer wollte jetzt sterbien? Österreichs Medienmacher haben die Augen zu – sie träumen von einer Parallelaktion, und in ihrem Kopf ist es immer noch Frühjahr 1913.

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Sonntag, 28. Oktober 2007
Kein Anschluss unter dieser Nummer

Das kommt davon, wenn man spontan auf ein Konzert geht - anstatt, zum Beispiel, auf der Viennale in einem überheizten Kino überfällige Schlafstunden nachzuholen. Man kauft armen jungen Menschen das übergebliebene Jugendticket ab und sieht sich plötzlich auf dem Seniorenplatz im Gasometer wieder ("Wenn Sie bitte den Aufgang freihalten würden!"). Und am Ende Trost - in der Feststellung, doch nicht der Älteste gewesen zu sein. Es gibt also noch Spielraum nach oben. Aber der schmilzt. Ganz schön viele Beats in der kurzen Zeit und ganz schön viel Begeisterung. Dafür halten die Gehörgänge der jungen Leute auch nix mehr aus. Gelbe Ohrenstöpsel. Also bitte. Ohne einen ordentlichen Tinitus gehen wir da nicht raus...

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Freitag, 19. Oktober 2007
Im Bett mit Ernst Jünger

Am 9. Oktober 1922 (also zwei Jahre nach den "Stahlgewittern") lernen sich Ernst Jünger und seine spätere Frau Gretha, gebürtige Lidy Toni Margearte Anni von Jeinsen, kennen. Beide mussten dieses elementare Ereignis später halb literarisch verarbeiten. Hier die feinen Unterschiede

Zuerst Gretha von Jeinsen, "Silhoutten" (1955):

Es (!) tauchte in der Ferne auf: ein weheneder Militärmantel, eine Reichswehrmütze, ein schleppender Säbel. Am Kragenausschnitt, weithin leuchtend: ein blauer Stern.
Darüber hinaus erbickte ich ein paar blitzende Augen, die sich bei meinem Näherkommen mit unwiderstehlicher Gewalt an ich hefteten und mich gleichsam in sich aufzunehmen schienen. Diesmal tat mein Herz einen gewaltigen Schlag, so heftig, um nach einen kurzen Stillstand, wie mir schien, in einen wahren Trommelwirbel hineinzugeraten.

Ernst Jünger, im "Tagebuch" (20. November 1987):

Erinnerungen, insulär. Gretha begegnete ich zum ersten Mal auf der Hannoverschen Georgstraße vor dem Haus 22; Popp, ein befreundeter Onkel, machte uns bekannt. Sie war sechzehn, ich siebenundzwanzig Jahr alt und sah wohl, wie es mir im Betracht von Photos vorkommt, jünger (!) aus. Popp rühmte mich gebührend und

Das Fräulein staunt, dass in so jungen Jahren/
Ers in den Waffen schon so weit gebracht. (Ariost)

Dann Shakespeare:

Sie liebte mich, weil ich Gefahr bestand;/
Ich liebe sie um ihrer Schönheit willen.

So jedenfalls Carl Schmitt zu Paul Adams in einem Berliner Lokal, als er uns zusammen eintreten sah.

Zu Greta von Jeinsen, die ein bisschen mehr als halb so alt wurde wie Ernst Jünger, vermerkt der Verfasser des Wikipedia-Eintrages: "GvJ war eine Zeitzeugin des Dichters Ernst Jünger."

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