Montag, 19. August 2002
"Empire" - oder: eine späte Prima Vista

Empire ist ein erstaunliches Buch. Erstaunlich die Einsichten, vor allem wenn es um Historisches geht. O.k., einer der Verfasser ist aus „Duke“; aber dem Kollegen aus Padua hätte man zu mehr zugetraut.

Nach den ersten 60 Seiten bin ich – bei allem guten Willen – aus dem Staunen einfach nicht rausgekommen. Irgendwie sieht das ganze Unternehmen so aus, als müsste man sich Foucault und Deleuze noch einmal zurecht-schreiben (in die „richtige“ Richtung halt...). Zwischendrinnen immer wieder unerwartete Wertungen wie „zweifellos beunruhigend“. Und vor allem solche Sätze:

„Der gerechte Krieg ist nicht mehr länger in irgendeinem Sinn eine Verteidigungs- oder Widerstandshandlung, die er etwa im katholischen Universalismus von Augustinus [??? what the hell of Ideengeschichte is this?] bis zur Gegenreformation gewesen ist, als eine dem „irdischen“ Reich gegebene Notwendigkeit, das eigene Überleben zu sichern..“ [28] Ich bilde mir ein, dass G.W. Bush in den letzten Monaten öfters nicht weniger eschatologisch argumentiert hat (the American people, god’s people...). Diese Argumente sind zwar nach der Abfassung dieser Neon-Bible gekommen, aber die Ansätze kann man im Fall Amerika über mehr als zweihundert Jahre ablesen. Von anderen Nationen und Reichen ganz zu schweigen.

zwei Seiten später kommt es noch dicker:

„die Entwicklung der imperialen Konstitution der Weltordnung“...-> „Die erste Aufgabe des Empire besteht darin, den Bereich des Konsens und der Zustimmung zur eigenen Macht auszudehnen“... na so was. Und das gibt es erst jetzt?

viele gute Ansätze, etwa zu den NGO-s („die Bettelorden des Empire“), werden mit schlampig ausformulierten Nebensätzen vernichtet: „Die NGO-s führen den gerechten Krieg ohne Waffen...“ o.k., aber dann: „Wie die Dominikanermönche im späten Mittelalter und die Jesuiten zu Beginn der Neuzeit bemühen sich diese Gruppen, universelle Bedürfnisse zu finden und Menschenrechte zu verteidigien“ [50] Sorry, folks, dazu fällt mir einfach nichts mehr ein; Hans Blumenberg hätte in den Fußnoten-Text gehört, dann wäre so ein Schwachsinn wie der „Universalismus von Augustinus“ nicht drinnen gestanden. In der „Legitimität der Neuzeit“ wird das ein bisschen genauer argumentiert. Und sonst schlage ich vor, in Sachen „Empire“ zur französischen Aussprache zurückzukehrem. „Empire“ bezeichnet dort auch einen Möbelstil. Und auf ein Stilmöbel gehört auch das Buch „Empire“ – zumindest nach bisheriger Lektüre. Mehr als das symbolische Kapital einer Wohnung ist damit nicht aufzufetten. An modischen Formulierungen ist das Buch ja reich. Doch modisch ist halt nicht immer methodisch.

 
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