Dienstag, 20. August 2002
Hochwasser bei Hilde Berger
betablogger
10:11h
Seit Tage lässt die Hochwasser-Katastrophe die 78-jährige Pensionistin Hilde Berger nicht mehr los. Hilde Berger harrt Tag und Nacht vor dem Fernseher aus. Egal ob Österreich oder Deutschland. Hilde Berger hilft mit, indem sie mit den Opfern die Nächte durchwacht. Hilder Berger schläft kaum, isst kaum. Hat sie Durst, dann langt Hilde Berger mit einer "Oma"-Tasse in das Aquarium neben ihrem Fernsehplatz. Und trinkt. Die Notdurft verrichtet sie ins 40 Jahre alte Sofa. Die Sozialhilfe hat Urlaub, und auch der Hund von Hilde Berger ist schon seit Jahren tot. Hilde Berger ist alleine. Alleine mit der Hochwasser-Flut. Alleine mit den Fernseh-Bildern. Hilde Berger lebt alleine in der Wiener Burggasse. Ihre Nachbarn kennt sie nicht. Und die Nachbarn kennen Hilde Berger nicht. Sie wissen nur: Die Berger, das ist die, die immer noch Friedenszins zahlt. Irgendwann freilich sind die Dämme durchweicht. Und auch das Sofa von Hilde Berger reagiert so wie viele der Sandsack-Wälle, die man im Fernsehen sieht. Das Sofa kann die Brühe von Hilde Berger nicht mehr aufnehmen. Eine Zeit lang hat der Kot einen Teil der Wassermassen von Hildeberger aufhalten können. Doch nun ist auch dieser Damm gebrochen. Hilde Berger nässt fortan in die darunter liegende Stundenten-WG "Mohnblume". Doch die drei oberösterreichischen Bewohnerinnen der "Mohnblume" sind allesamt nicht in der "Mohnblume", sondern an der Wasserfront in der oö. Heimat. Auch die schwedischen Kommoden "Häcksaa" und "Biallit" der "Mohnblume" halten den Bergerschen Fluten wenig später nicht mehr stand. Auch sie sind durchnässt. Über den Korkfußboden "Trättaa" fließt Frau Bergers Wasser bis in den Flur und vom Flur ins Stiegenhaus. Der 59-jährigen Haushälterin Ludmilla Zednik ist rasch klar: Hochwasser auch in der Burggasse. Aus dem Fernsehen weiß sie: Unvorhergesehenes Wasser, das muss gemeldet werden. In den Polizeinotruf "133" brüllt sie nur "Wossa, Wossa"... und schafft halb erschöpft hinzuzufügen: "in da Burggossn." Wenig später erhebt sie sich, die Luftflotte des Verteidigungsministers. Es ist Dienstag, der 20. August, neun Uhr früh. Die Bewohner des 7. Wiener Gemeindebezirkes hören Rotorblätter und sehen den ersten Helikopter am Himmel...
Hilde Berger aber ist seit den Morgenstunden tot. Ihre Nieren haben den Kampf gegen das Aquariumswasser verloren.
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