Donnerstag, 12. Dezember 2002
Eine Diskussion in Grün
betablogger
16:32h
X und Y streiten schon den gesamten morgen, ob es für die grünen andere politische optionen als opposition oder rot-grün geben könne. X berichtete Y von einer grünen veranstaltung, wo das publikum zu ziemlich gleichen teilen gespalten war zwischen anhängern von opposition und jenen, die sich auch eine koalition schwarz-grün vorstellen können - die also gegen den strikten oppositionskurs sind. Y-s argument: die schwarz-grünen wären organisiert zu der veranstaltung gekommen. X: die verschwörungsthese, dass schwarz-grün geschlossen zu diskussionsveranstaltungen der grünen geht, ist ja vor dem hintergrund kämpferischer grün-fundi-aktionen a la popo.at, etc. schon interessant. ich hatte ja eher den eindruck, dass es im augenblick andersrum ist ;-)) Y: die schwarz-grünen halte ich trotzdem nicht für einen repräsentativen querschnitt der grünen... X: repräsentativ eh nicht, weil zwei dinge passieren müssten: - ein teil der grünen wählerschaft müsste kapieren, dass es nicht nur genügt, bei den grünen alle paar jahre ein kreuzerl zu machen. außerdem ist politik halt schon auch eine strategische angelegenheit. spätestens seit ich hier auf meinem job sitze weiß ich das. würde ich in jeder minute meines tuns hier "auf mein moralisches gewissen" gehört haben, dann gäbe es mich schon lange nicht mehr.... aber das nur als ein detail am rande eines beschissenen pragmatiker arschloches, das in seinem schatten aber immer noch ein paar fundamentalistische idealisten nährt .... Y: dass politik eine strategische angelegenheit ist, ist mir schon klar. ich habe ja auch in unserer diskussion nur strategisch argumentiert, und nicht moralisch. ich bin einfach der meinung, dass den grünen ein ähnliches schicksal wie der fpö drohen könnte, wenn sie sich wirklich auf das abenteuer schwarz-grün einlassen würden. X: du bist natürlich ur moralisch....;-)) und der fpö, das nur zur erinnerung, die hat sich schon selber demontiert. als gegenteiliges beispiel liegen die deutschen grünen vor, die in der koalition stärker geworden sind. Y: die haben auch nicht mit der politisch rechten koaliert - das ist schon ein unterschied! X: versteh ich nicht. das ist schon wieder so ein verschwörungsargument. und wenn schröder nicht die politische rechte ist, dann weiß ich es nicht... nein, nein [Y], so leicht lass ich mich nicht abspeisen, da musst du dir schon was besseres einfallen lassen... ;-)) Y: versteh ich jetzt nicht. glaubst du wirklich, dass es bei den grünen nicht krachen würde (meine damit lagerkämpfe, interne selbstzerfleischung, haufenweise parteiaustritte - etc.etc.), wenn sie wirklich in eine koalition mit der övp eintreten würden? und du glaubst außerdem, dass es zu denselben problemen kommen würde, wenn sie mit der spö in eine koalition gehen würden? das problem, das du ansprichst, hätten die grünen auch bei einer koalition mit der spö gehabt - denn auch diese haben sie sich nicht wirklich durchgedacht. wenn man aber mal die strategischen vorentscheidungen getroffen hat, nämlich politik mitgestalten zu wollen, dann kann man auch strategisch agieren. aber mit ihrer jetzigen haltung kommen die grünen nirgends hin. die einzigen projekte, wo grünes mitregieren funktioniert, ist auf gemeinde-ebene: dort arbeitet man vor allem mit der volkspartei zusammen. machen wir uns nichts vor: die grünen sind ein kryptoreligiöser verein, die övp ist ein solcher. also strukturelll passen die zusammen - nicht böse sein. bei den sozen gibt es nur pragmatiker: pragmatiker der macht. na die werden ganz lieb sein zu ihren grünen putzis..... Y: politische strategie ist das eine, politische beliebigkeit das andere. und wenn die grünen mit den schwarzen wirklich zusammengehen, handelt es sich imho um letzteres. schwarz und grün vertreten in zu vielen punkten diametral entgegengesetzte standpunkte: asyl, drogen, bildung (you name it). X: wir könnten jetzt die gemeinsamkeiten mit der spö suchen. ich finde nicht viele. ich erinnere nur daran, dass in sachen asyl zur zeiten der schwarz-roten koalition die scharfmacher bei den roten saßen. und frankly: der herr matzka ist immer noch da.... etc. ich sehe rot-grün vereint im thema bildung. drogen, geh bitte, wo ist das ein thema - außer ein rhetorisches? und rote gewerkschafter - ein wahrlich reformfreudiges völkchen, total auf ökologie getrimmt... auch in wien und niederösterreich gibt es viele grüne, die einfach nicht nur eine regierungsoption wollen - ich hab diese gehört auf der diskussionsveranstaltung, und sie wurden nicht von mir bezahlt...... mir ist schwarz-grün an sich relativ wurscht. ich weiß nur eines: alles, selbst schwarz-blau ist besser als schwarz-rot. das ist mein horror. dann ist nämlich das land im arsch, und dann haben die grünen auch nichts davon, wenn sie bei der kommenden wahl 18 % machen, denn dann werden sie einseitig fixiert keinen koalitionspartner haben. denn dann die spö ist ein haufen roter eierspeis. [diskussion ist ausschnitt aus einem e-mail-verkehr. to be continued. raw & dirty]
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