Patti Smith als personal Jesus in Wien

Patti Smith beehrte wieder Wien. 35 Öre musste der geneigte Gläubige zahlen. Und man bekam - erwartungsgemäß - einiges geboten. Zu jedem Song eine Bildanimation oder ein Video (Allen Ginsberg mit Hut, mit Vollbart, mit Brille, ohne Brille, Pati als Muttergottes, als Jesus, flippige Engel aus der sixtinischen Madonna u.v.m.), zwischendurch Aufforderungen, die Kinder in Äthiopien nicht zu vergessen, Hermann Hesse in Vers und auf Englisch.

Die späten 68er und frühen 70er Jahre schienen irgendwie still gestellt. Das Publikum wippte begeistert mit. Es roch zart nach Marihuana (o.k., nichts Außergewöhnliches für die Arena), und auch unter so manchem Shirt wehte der Hauch längst verblichen gedachter Ästhetiken.

Es war trotzdem ganz gut, wenn man, ja wenn, man rechzeitig gegangen war und "People have the Power" (diesmal natürlich zum Song gegen die Bush-Administration umgewidmet) nur noch von der BP-Tankstelle nebenan hörte. Der Rest ist Poesie. Denn wie soll man sich als Zuseher auch fühlen, außer himmlisch, wenn selbst dem Schornstein der alten Schweineschlachtfabrik etwas Poetisches abgerungen wird: "Look at the tower/it is beautiful"?