Henryk M. Broder über den Auftritt von Eva Herman bei Johannes B. Kerner

Als Eva Herman nach genau 55 Minuten von Kerner aus dem Studio komplimentiert wurde ("Ich entscheide mich für die anderen drei Gäste und verabschiede mich von Eva Herman"), hatten sich alle Selbstgerechten nicht nur am falschen Objekt abgearbeitet, es endete auch eine der längsten Antifa-Sitzungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Es ist ein Antifaschismus, der sich von seinem eigentlichen Gegenstand längst verabschiedet hat und dort am besten gedeiht, wo es keinen Faschismus gibt: in einem virtuellen Raum des wohlfeilen Widerstands.

Johannes Gross hat es so formuliert: "Je länger das Dritte Reich zurückliegt, umso mehr nimmt der Widerstand gegen Hitler und die Seinen zu."

Ins Abseits gelabert befand Hans Leyendecker.

Herrn Holzmann ist in gewisser Weise schwer zu widersprechen, wenngleich ich vermute, dass er mit vollkommen überzogenen Erwartungen in die Stadthalle gekommen ist. 1978 ist vorbei, da waren Police vielleicht noch eine (Live-)Erscheinung.

Jetzt ist es eine perfekt ausstaffierte Licht-Video-Show, die zwar eindrucksvolle Muckis bei Herrn Sumner belegt, aber HDTV-like zeigt, dass die anderen Herren recht alt geworden sind (was ja auch ihr gutes Recht ist). Herr Copeland (mittlerweile eine Mischung aus Germanistik-Prof und Turnlehrer) ist durchaus fit, Andy Summers sieht dagegen erschreckend aus. Die auch optischen Jugenderinnerungen an "Regatta de Blanc" (das letztlich unübertroffene Police-Album) sind demgemäß dahin.

"Regatta", eingebettet in "Can't stand losing you", war der Höhepunkt in Wien, man durfte ein bisschen sentimental werden und vergessen, dass man für im Prinzip akustische Zumutungen (was den Sound in der Stadthalle betrifft) mehr als sechzig Euro pro Person hingelegt hatte. Eines war trotzdem gut: Wenig "Syncronicity", much old stuff. This may be our last good bye...

Ich konnte nicht widerstehen...