Americanism vs. Machiavellianism
betablogger
09:01h
Ein nicht uninteressanter Gedanke – vor allem für alle jene, die uns dieser Tage immer vorpredigen, wie unterentwickelt die amerikanische Demokratie doch ist (vgl. Menasse oder Pilz und die Rede vom „Sheriff“-Staat) “The United States may be said to be the only country in the world which was founded in an explicit oppoistion to Machiavellian principles. According to Machiavelli, the founder of the most renowned commonwealth of the world was a fratriciade: the foundation of political greatness is necessarily laid to crime. If we can believe Thomas Paine, all governments of the Old World have an origin of this description; their origin war conquest and tyranny. But the Independence of America was accompanied by a Revolution on the principles and practices of Governments. ‘the foundation of the United States was laid in freedom and justice, Government founded on a moral theroy, on a system of universal peace, on the indefeasable hereditary Rights of Man [….].’ This judgement is far from being obsolete. While freedom is no longer a preserve of the United States, the United States is now on the bulwark of freedom. A contemporary tyranny has its roots in Machiavelli’s thought, in the Machiavellian principle that the good end justifies every means. At least to the extant that the American reality is inseperable from the American aspiration, one cannot understand Americanism without Machiavellianism which is its opposite” (Leo Strauss, Thoughts on Macchiavelli, 1959) In diesem Zitat steckt auch ein Imperativ für die jetzige US-Politik, geht man davon aus, dass sie von einem Netzwerk an “Straussianern” durchsetzt ist… ... Link
Ad "Bushs Law" von Robert Menasse
betablogger
10:12h
„Bushs Law“ von Robert Menasse und warum ich mir anzumaßen wagte, den Artikel als „Dreck“ zu bezeichnen. [Kursive Passagen = Original Menasse] [...] Ich frage mich, ob Menasse sich die französische Geschichte angesehen hat. Die These stimmt ja nur für den inneren Zusammenhalt von Westeuropa – sonst schon nicht. Wie erfolgreich war die „nachnationale“ europäische Politik auf dem Balkan? Wie sieht es aus mit Frankreichs Hegemonialträumen im Nahen Osten – diese sind ja bloß deshalb nicht hegemonial, weil es Frankreich an bestimmtem militärischem Potenzial bzw. geopolitischen Einflüssen fehlt. Wer gesehen hat, wie sich Chirac bei seinem Besuch in Beirut anno 1995 feiern hat lassen bzw. sich die französischen Investitionen im Irak seit 25 Jahren ansieht, der kann nur träumen, es gebe so was wie eine „nachnationale Friedenspolitik“ – es gibt keinen einheitlichen Nenner der europäischen Außenpolitik, was ein Dilemma ist. Aber ein Dilemma sollte man nicht zu einem Pro-Argument machen, nur weil es einem gerade in den Kram passt. Die USA mögen in der technologischen Entwicklung Vorreiter und daher in der Produktion des gesellschaftlichen Reichtums Europa quantitativ voraus sein, in der Frage der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums aber sind sie im Vergleich zu Europa abgeschlagene Nachzügler. Ach ja, die Europäer haben nicht nur die Aufklärung nach Amerika gebracht, sie haben sie auch besser bewahrt als die Amerikaner, weil: Die USA Nachzügler [sind] sogar ihrer eigenen konstitutiven Ideen geworden: Vom Einfluss der Religion auf die Politik bis zur Todesstrafe zeigen sich die USA heute sogar für ihre Sympathisanten als Entwicklungsland der Aufklärung. In Frankreich ist die bürgerliche Revolution gemacht, in Deutschland ist sie gedacht worden. Und wie haben Frankreich und Deutschland eben diese Aufklärung im 20. Jahrhundert verteidigt? Gegen den Einwand der Befreiung vom Faschismus hat Menasse gleich einen Gegenweinwand. Es zeigt sich allerdings auch, dass die Geschichte von der amerikanischen Befreiung vom europäischen Faschismus immer schon nur die halbe Wahrheit war: Die USA ließen den Franco- und den Salazar-Faschismus in Europa ebenso intakt, wie sie hochrangige Nazis schützten, soweit sie ihnen im Kalten Krieg nützlich waren. Im Grunde werden Europa und USA heute durch ihre gemeinsame Geschichte getrennt: Europa, soweit wir lernen und lernen wollen, uns mit dem Kontinent zu identifizieren, hat aus der halben Wahrheit versucht, eine ganze zu machen. Die USA aber haben versucht, aus der halben Wahrheit eine ganze Legitimation für ihre Hegemoniebestrebungen zu zimmern. Das ist selbstgefällig – und ein Schrott, weil in Amerika mehr regiert, als nur ein Sheriff. Ein Blick in die amerikanischen Verfassung hätte Herrn Menasse sicher machen können. Warum wird nicht Europa zum Weltpolizist, der die Aufklärung verteidigt? Menasses Theorie ist zwar nett heglianisch. Sie baut auf die reine Durchsetzung von Ideen; sie lässt die positiven Seiten einer Machttheorie (hier hätte Menasse von Charim und ihrer Foucault-Lektüre profitieren können) vollkommen vergessen; sie blendet hinter der französischen Revolution den terreur aus – sie ist einfach grundpolemisch und sie ist an vielen Punkten historisch vollkommen blind. Hier wird nichts anderes gemacht, als beredt ein Feindbild aufzubauen. Dieser Artikel ist eine einzige intellektuelle Bankrott-Erklärung. Die Gleichsetzung von Bush mit Amerika ist ungefähr so, als würden wir Österreich in toto von den Herrn Schüssel und Haupt repräsentiert sehen. Menasses Artikel ist kaschierter Antiamerikanismus. Ich glaube ja nicht, dass Menasse antiamerikanisch denkt – es ist nur im Augenblick so opportun, sich an eine Stimmungslage anzupassen. Die einen verschleiern halt ihr Ressentiment postmodern (Charim), die anderen postheglianisch. Am Ende bleibt es ein: Ressentiment. ... Link
Irak-Krieg in Lachsprosa
betablogger
12:10h
Am Wochenende leiste ich mir manchmal wirklich Luxus. Ich kaufe mir eine Schülerzeitung. Hierzulande gibt es sie in Lachsrosa. Das einzig Bemerkenswerte: Die Usual suspects zeigen uns, dass sie noch immer nicht ihrer Studienzeit entwachsen sind, dass sie ihr Halbgedachtes deshalb immer noch in Halbverdautes stecken müssen. Zum Beispiel die "Philosophin" Isolde Charim, mit ihrem Aufsatz "Geburt einer Supermacht" (die neuen Einsichten verrät schon der Titel). Man liest und liest, und am Ende ist alles nur noch Brei: "Es herrscht wohl Konsens darüber, dass [Saddam Hussein] ein schrecklicher Diktator ist. Selbst das Mitgefühl mit der Zivilbevölkerung ist nur ein partielles Argument für die Ablehnung - nicht nur, weil diese auch unter dem Baath-Regime leidet, sondern auch weil dies keine ausreichende Antriebskraft ist. Was die Unbeteiligten [die protestierende Öffentlichkeit] wirklich bewegt, passiert auf symbolischer Ebene - und das war in diesem Fall das Entstehen einer (auch) symbolischen Supermacht. Deren unbedingter Wille nämlich funktioniert jenseits allen Diskutierens - er ist sozusagen der blinde Fleck unseres diskursiven Universums. Insofern ging es in den Debatten der vergangenen Wochen auch längst nicht mehr um den Irak: Die Ablehnung dieses Krieges mutierte zu einer Ablehnung dieses Amerikas. In diesem Zusammenhang steht auch das Phänomen, dass die massiven Reaktionen der Bevölkerungen - oft gegen die eigenen Regierungen, wie etwa in Großbritannien, in Spanien, in Portugal, oder gegen die Medien wie in Berlusconis Italien - zwar erstaunliche Eigenständigkeit bewiesen, jedoch keine demokratischen Energien, keine emanzipatorischen Wirkungen entfalten konnten. Der "gewaltige Schritt vorwärts für die Demokratie", den Bischof Desmond Tutu in diesen Aktionen gesehen haben will (STANDARD, 19. 3.), hat aus einem einfachen Grund nicht stattgefunden: Weil die unheimliche Begegnung mit der Macht alle Diskursivität in eine Ohnmachtserfahrung verwandelte." Früher wurden wir mit Adorno gequält, jetzt verschleiert die Lacan-Foucault Suppe die Abewesenheit zusammenhängender Argumentationen. Man hat nichts zu sagen, als sich an der neuen alten Supermacht abzuarbeiten. Aber der Artikel ist ja noch Gold gegen den Dreck, den Robert Menasse eine Seite weiter serviert. Wenn Europa keine besseren Argumente als solche hat, dann soll es halt weiter zusehen und sich selbstbefriedigen. Man sollte sich halt nur nicht über den zunehmenden Bedeutungsverlust in der Welt wundern. ... Link |
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"Twittern war gestern" "Nehmen Sie
Twitter. 2009 gab es hier nicht eine große Fernsehanstalt, die...
by betablogger (22.03.10, 15:05)
Refrigerate your fire When it
feels like you’ve been cancelled Like someone took your breath...
by betablogger (14.03.10, 10:52)
Herr Döpfner und der Zauberberg
Großartig: Die Verkäufer des Tafelsilbers sind die "Gewinner" (in) der...
by betablogger (11.03.10, 10:04)
Online-Video Naked facts about it.
Still, media will keep its eyes wide shut...
by betablogger (10.03.10, 16:11)
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