Ede, Schröder und Wilhelm

Die Gleichung von Ede Stoiber (Schröder=Wilhelm II), hat, auch wenn er lange gebraucht hat, um sich in der augenblicklichen Irak-Debatte zu positionieren, im Feuilleton Früchte getragen. Sowohl Gustav Seibt als auch Franky Schirrmacher fanden es zutreffend. Ich fand Folgendes in meiner Bibliothek...

>"Na", fragte ich, "wohin geht die Fahr des Kaisers? - Norden? Süden? Osten? Westen?" - "Nee", sagt er, der Steuermann, gedehnt, "ick fahre nur man so drauflos".

Eine Anekdote, ein Bericht Philipp Eulenburgs von der Nordlandfahrt des Kaisers 1898 - und fast ein Symbol. Die Politik des wilhelminischen Deutschlands wirkt seltsam ziellos, so als treibe ein Schiff ohne Steuer dahin, oder jedenfalls ohne Kapitän, der das Ziel der Reise kennt und den Kurs festlegt, indessen die Passagiere lauthals zanken oder verdrossen abseits stehen.< (Christian von Krockow, Die Deutschen in ihrem Jahrhunder)

Armes Deutschland. Zuerst nichts zu essen, und jetzt bald Bomben am Kop'. Früher war das mal umjekehrt...

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Schwarz-Grün - oder...

jetzt wird die grüne Lebenskrise beschleunigt
eine kleine Ergänzung zu Joachim Riedl

Ich kann Joachim Riedl nicht besonders gut leiden, aber sein Artikel in der "SZ", Das heilige Experiment, trifft den Nagel auf den Kopf (wenn auch bei öfterem Draufhämmern)

>>Schwarz-Grün enthält den Hoffnungsschimmer, dass zwei verwandte Milieus, die einander entfremdet sind, jetzt wieder unter der pragmatischen Schirmherrschaft einer Regierung des guten Willens zusammenfinden könnten. [...]

Das Gros der Grünen ist eine Bewegung besorgter Bürgerkinder. Ihre ersten Stars waren rebellische Denkmalschützer im barocken Salzburg und kernige Öko-Bauern in hochalpinen Regionen. Ihre größte Unterstützung finden die Grünen heute dort, wo sich ein gehobener liberaler Lebensstil in renovierten Biedermeierquartieren hat einnisten können.

Der grüne Oppositionsalltag gestaltete sich bislang vor allem aus verbaler Empörung und realitätsfernen Maximalansprüchen. Konkrete Programmpunkte werden meist durch moralische Appelle ersetzt, das politische Profil blieb insgesamt diffus: Eine ideale Projektionsfläche für alle Wünsche und Sehnsüchte, die ihre Klientel beseelen möchten.

Unter dem derzeitigen Parteichef Alexander Van der Bellen, einem Wirtschaftsprofessor, haben sich alle Parteiflügel in einen Harmonieverein verwandelt. Der stoppelbärtige Bedenkenträger hat die Pose des aufgeklärten Universitätslehrers erfolgreich zu seinem Image gemacht und beeindruckt seine Gesprächspartner dadurch, dass er sich schon aus intellektueller Redlichkeit den meisten Festlegungen entzieht.<< (SZ, 6.2.2003)

Die Grünen werden als ÖVP-Juniorpartner zerrieben, höre ich immer wieder aus meinem Umfeld. Das mag schon sein, doch viele, die mit den Grünen sympathisieren, sind auf dem grünen Ja-natürlich-Höhenflug historisch leicht vergesslich geworden (weil sie sich bequem auch immer auf Sascha Van der Bellen verließen).

Van der Bellen wurde aus einer absoluten Führungskrise der Partei geboren. Um so überraschter und angehmer erfreut war man, als sich der nette älter wirkende Herr als gutes Zugpferd entpuppte. Der stoppelbärtige Maurice Chevalier der heimischen Innenpolitik ließ leicht vergessen, dass man sich grundsätzlich politisch keine Gedanken mehr machte - zumindest keine, die man nach außen kommunizierte. Grün, das war ein Lebensstil geworden. Und genau das wird den Grünen halt jetzt schneller zum Problem....

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Krieg ums Öl - na und?

Allen, die so ein grundsätzlich humanistisches Problem mit dem Krieg ums Öl haben, empfehle ich die Lektüre dieses alten "Zeit"-Artikels.

Wenn Andrew Sullivan meint, die USA bräuchten im Krieg gegen den Terror mit der Annexion des Irak vor allem eine Operationsbasis im Mittleren Osten, um den Terror zu bekämpfen, so wäre dem eine andere Verbindung zwischen 9/11 und einem Irak-Schlag entgegenzuhalten: die Erkenntnis, wie unsicher es ist, sich an das Öl der Saudis zu binden.

Make no mistake: das Gros der 9/11-Terroristen kommt aus dem saudischen Raum (not to mention Osama Bin Laden...). Sollte das Regime in Riad kippen (fundamentalistisch werden, was auch immer), dann ist der Swing Player auf dem Ölmarkt weg, also jener Staat, der in Zeiten von Öl-Knappheit die Förderung an Öl in kurzer Zeit drastisch so erhöhen kann, damit die Preise stabil bleiben (das betrifft dann auch die Deutschen, die ihren Brotofen immer noch mit fossilen Brennstoffen und nicht mir Moral heizen).

Das ist die Paranoia/Angst/Strategie der USA, die 9/11 mit einem Irak-Krieg verbindet. Denn am Ende wird es einfacher sein, die Ölfelder von Saddam Hussein zu besetzen als die saudischen. Darüber sollte man sich keine Illusionen machen, wenn man dieser Tage vor einem Krieg warnt. Das Problem wird eher sein: Wie festigen die USA ihre Macht am Golf? Im kolonialen Institution-Building sind sie ja nicht der Meister. Hier unterschätzt die Regierung Bush offenkundig noch einiges (z.B die schiitische Mehrheit, die im letzten Golfkrieg Saddam Hussein ans Messer geliefert wurde, etc.).

2020 werden alle imperialen Träume am Golf ohnedies ausgeträumt sein. Denn dann steht China vor der Tür - jenes Land, das dann 90 Prozent seines Erdölbedarfes aus der Golfregion beziehen muss (ich gehe zumindest nicht davon aus, dass in China eine ökologische Revolution stattfindet). 2003 wird uns dann wie eine Petitesse erscheinen.

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