Bienzle&Hannelore: "D'r erschte Fall"

Kommissar Bienzle war neu hier. So neu, dass viele Leute in der Stadt noch gar nicht wussten, dass sich hinter dem Kommissar mit Trenchcoat und Hut eigentlich eine Frau, also eine Kommissarin, verbarg.

Viel zu lösen gab es für Hildegard Bienzle an ihrem neuen Dienstort nicht. Denn sie war von Wienzle nach Stuagort versetzt worden, und hier geschah zwar viel, doch Morde, die gab es in der Mir-könne-alles-nur-ned-Hochdeutsch-Stadt dann doch eher selten.

Eigentlich hatte Hildegard Bienzle viel blöde Büroarbeit. Und noch blöder als diese war ihr Assistent. Hannelore. So hieß er. Denn so wie Bienzle eigentlich eine Frau war, war Hannelore ein Mann.

Gustav Hannelore, so hieß der Kriminalunterrat, der sich schon seit einem Jahrzehnt von seinen Kollegen wegen seines eigentümlichen Nachnamens triezen lassen musste.

Hannelore war an diesem Morgen mal wieder mit Papierarbeit beschäftigt. Das hieß, er suchte die Filtertüten für den Kaffeeautomaten.

Hannelore war ein Chaot. Nicht selten hatte man mit ihm nach einer viertel Stunde zwar die Filtertüten gefunden, sah die entscheidende Frage aber ungelöst: Wo war der Kaffee?

An diesem Tag lief alles wie am Schnürchen. Als Bienzle die Tür zum Büro aufstieß, da brühte sich die Kaffeemaschine schon richtig einen ab. "Zur Feir däs Tages, trinket mir hoide ei richtig stark's Tässle", frohlockte Hannelore. "Ei, was gäbs denn zu feier?", versuchte sich Bienzle in eher mäßigem Schwäbisch.

"Ei, mir hätten jetz scho drei Monat, wo sie hier wäret, und no immer kei Mord", so Hannelore triumphierend. Stuagort, das sei halt ein sicheres Pflaster.

"Hanoi, manchmol stehlet se halt 'n Benz", so Hannelore, aber ein Mord, das sei eine Ausnahme, die nur alle Jahre vorkäme. "Ihr Wort in Gottes Ohren, Herr Hannelore", sagte Frau Bienzle.

Und tatsächlich. Hannelore sollte recht bekommen. Das Spannenste des Vormittages war die Frage, ob Bienzle nach einem halben Kilo Lakritz-Schnecken noch die Kraft hätte, mit Hannelore in die Kantine zu gehen. "Mei Frau Bienzle, heut gäbs doch Maultasche-Auflauf", versuchte sich Hannelore mit einer leisen Kritik an Bienzles unmäßigem Verhalten.

Doch alles war umsonst, als um 11.44 Uhr das Telefon läutete. Ein Mord. Hinter der Kantine vom Daimler Stadion. Also aufgehts! Schluss mit Lakritz und Maultaschen-Auflauf!

Ab gings in den Dienst-Benz. Mit Höchstgeschwindigkeit trieb Hannelore den Wagen durch die Stadt. Als sie am Schloss vorbeikamen, musste Bienzle das erste Mal die Lakritze aufhusten.

Doch das Tempo, mit dem Hannelore auf das Daimler-Stadion zuraste, brachte die Perestaltik wieder in Ordnung. Als Hannelore und Bienzle am Tatort ankamen, war alles ruhig. Verdächtig ruhig.

Das Bistrot "Hausmarke", von allen VfB-Fans nur liebevoll "die Kantine" genannt, lag so ruhig da wie immer. Kein Dienstwagen vor dem Lokal. "Ei, komisch", gab sich Hannelore verdutzt. "Sehr eigenartig", wunderte sich auch Bienzle.

"Na, denn wolle mir mal neiguck", schlug Hannelore vor und war auch schon aus dem Wagen gesprungen. "Bitte, gehet sie vielleicht vor, Frau Kommissar", schlug Hannelore vor: "Sie wisset ja, mir wird immr so leicht übel, wenn ich ei Leich seh."

Typisch Mann, dachte sich Bienzle und stieß die Tür zur rauchgetränkten Kantine auf. Bienzle sah nichts. Aber es roch eigenartig. Nach kaltem Blut. Aber auch irgendwie würzig. Ein bisschen fast wie nach Braten.

Ei, da war ja auch gar keine Leich. Lauter Kollegen stand da im Raum. "Herzlichen Glückwunsch, Frau Kommissarin", versuchte sich Doktor Stöger, der Stuogarter Polizeipräsident, politisch höchst korrekt. "Mir wisset doch, dass sie heut ihren runde Geburtschtag feiret. Ei Leich zur Mittagszeit, ei, des gäbets bei uns doch gar net."

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