Sonntag, 26. Januar 2003
Der Nomen und das Omen

Endlich wieder einmal: richtige angry young men. Sie werden "besser sein als AC/DC" und euch den "Arsch weg rocken" (copyright: der OberBerufsjugendliche von FM4).

Mit AC/DC hatte es musikantisch - bis an einer einzigen Stelle - zwar wenig zu tun und das nicht nur wegen dieses Hanges zum Lyrischen....

ich kann den Himmel nicht mehr sehen
ich kann die Welt nicht mehr verstehen

[hier also des Rätsels erste Lösung: wir sind beim Konzert einer deutschen Band]

... doch die Bezüge zu Angus&Co waren natürlich allemal da. "Hell in Hell", das sollte, ja musste eine Steigerung zu den Glocken der Hölle sein und als indexikalisches Zeichen hielt der Sänger-Gitarrist ["unglaubliche Muckis" - O-Ton Assm.] die selbige Gitarre des Angus Young in Händen [kurz Angus-Rind - am Ende sicher leicht blutig, also zart]

War eigentlich ganz o.k., den "Arsche wegrocken", das hieß - mit der Ausnahme zehn notorischer Headbanger - absolutes Phlegma im Publikum [o.k., es war spät und den ganzen Abend Bier und Canabis, das macht einfach müde], das erst nach Ende des Konzerts für sich entdeckte, was man eigentlich zu sehen und hören bekam. Der Moderator betrat zur Ankündigung des nächstes "Actes" die Bühne, darauf das Pulbikum: "Surrogat!" Lapidarer Kommentar: "Die sind jetzt weg."

Aber wahrscheinlich war das Konzert wirklich zu lyrisch. Der Sänger-Mucki-Gitarrist bemühte sich redlich: "Das ist ein Anti-Liebeslied", "dieser Song wird uns das Genick brechen"... um dann festzustellen: "Wien, was ist los? So geht das nicht!"

Stimmte eigentlich, so ging das wirklich nicht, denn sie waren gut, droschen fetzige Akorde und gaben diese Mischung aus: So hätte Selig klingen können, wenn sie eine ordentliche Rockband geworden wären - oder: so wäre Rammstein vielleicht erträglich.

Wie gesagt, zu AC/DC nicht nur ob der Abwesenheit eines tatsächlichen Lead-Gitarristen wenig Bezüge (auch von der Les Paul kamen nur Akkorde: eine Verschwendung eigentlich...).

Am Ende aber dann das: "Love!" - das letzte Wort des Mannes mit den Muckis am Angus Rind. Das war reine Kontrafaktur. Nein, und sicher kein Liebeslied. Es war halt: ein Surrogat. Perfekt: Eigentlich eine richtige Intellektuellen-Band ;-)




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Dienstag, 21. Januar 2003
Vernetzt, verschrieben

Nicht, dass wir es nicht schon immer gewusst hätten, dass wir unter der Rubrik "Kulturwissenschaften" nichts Gutes zu erwarten haben, so liefert eine der deutschen Frontfrauen dieses Modemetiers dieser Tage wieder einmal den Beweis, wie träge die institutionelle Wissenschaft auf die immer wieder herbeigeschriebenen Medienschwellen (die modische Fortsetzung der Koselleckschen "Sattelzeit") reagiert.

Druckerpresse und Internet, unter diesem Titel aktualisiert bzw. erweitert Aleida Assmann ihr bisheriges kultur- bzw. medienhistorisches Programm. Buchstabierte man bisher (nicht immer ausgewiesen) unter Zuhilfenahme von McLuhan der neuzeitlichen Medienrevolution rund um den Buchdruck hinterher, später dem iconic turn, danach der Ökonomie der Aufmerksamkeit und nun eben: dem Internet.

"Die Utopien des digitalen Mediums sind nicht nur vorwärts gerichtet und betonen ganz neue Artikulationsmöglichkeiten in fugenloser Verbindung von Schrift, Bild und Klang [!] (Hervorheb. beta), sie sind auch rückwärts gerichtet und versprechen die Wiederherstellung von etwas längst Vergangenem und Verlorenem", liest man da.

These und Conclusio des Aufsatzes erhält man endlich nach vier Seiten ermüdender Lektüre (der klassische historische Parforce-Ritt durch die Neuzeit): Die Utopie des Buchdruckes sei auf die Überwindung der Zeit gerichtet (argumentiert mit Hintergrund, dass der Buchdruck mit dem Humanismus zusammenfiel, der die Aktualisierung der antiken Schriften im neuentdeckten Buchdruck zelebrierte), die digitalen Medien richteten hingegen ihre Utopie auf die Überwindung des Raumes:

"Die Utopie des Druckzeitalters entwarf eine virtuelle Zeit, in der Kommunikation über Epochen hinweg möglich wird, die Utopie des elektronischen Zeitalters entwirft einen virtuellen Raum, in dem Kommunikation über größte Distanzen hinweg möglich wird. Bezeichnenderweise erheben sowohl die 'Zeitutopie' des Buchdrucks wie die 'Raumutopie' des Internets einen Anspruch auf Interaktivität, beide reaktivieren vorgängige Modelle unvermittelter Mündlichkeit, um die Errungenschaften des jeweils neuen Mediums ins Licht zu rücken."

Montaigne, um nur ein Beispiel zu nennen, der im Jahrhundert nach der Erfindung des Buchdruckes seine "Essais" geschrieben hat, meinte viel, als er sein "Je parle au papier" prägte. Mit Oralität hat das freilich so wenig zu tun, wie die Drucklegung humanistischer Schriften. Und, vor allem: Was für eine mediale Sattelzeit stimmt (Oralitätsmuster beim Schrifteinsatz im Web), muss noch lange nicht für eine andere gelten. Abgesehen von dem Umstand, dass es mir absolut uneinsichtig ist, welche Erkenntnis gewonnen sein soll, wenn man dem Buchdruck eine zeitliche und dem Internet eine räumliche Utopie unterstellt. Denn mehr als eine theoretische Unterstellung ist das halt nicht...

In diesem Sinn: Wenn schon Assmann, dann S. Assmann statt A. Assmann...

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Montag, 20. Januar 2003
Sex and the Globe

Ich gestehe, mir geht "Sex and the City" wie diese ganzen anderen Soap-Coms am Arsch vorbei...

Aber Kim Cattrell war wohl der einzige Lichtblick bei den Golden Globes, deren Verleihung auch 2003 wieder so ausgesehen hat, wie Fernsehen zu den Zeiten, wo die Farbe den Bildschirm noch nicht erobert hat....

The same procedure as every year - und immer die selben O---g'sichter...

Aber dann Cattrell - dank ihres roten Umstandskleides wusste man zumindest, ja, wir sind nach 1965....
Und sie konnte sich zumindest einem Funken Wahrheit verpflichten: "Ich kann Ihnen gar nicht sagen, mit wie vielen Männern ich schlafen musste, um diese Preis zu bekommen...." (das war nicht wirklich neu, aber in dieser Runde, in der sie sich befand, gerade deshalb originell)*

Das war wirklich so etwas wie die 70er Jahre in dieser lauen Zeit. Eigentlich hätte sie uns ja erzählen müssen, mit wie vielen Frauen sie auch pennen musste, um da oben zu stehen... Aber Filmpreise, das ist wenigstens West Coast unterhalb von Berkeley...

* ich glaube, Jack Nicholson war sicher nicht dabei. Dem sind ja heuer wegen seines drückenden Bauch-Korsetts halb die Augen rausgefallen...

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